22.08.2006


BSE ("Rinderwahn")

 

Ursache
Krankheit / Symptome
Übertragungswege
Therapie

 

BSE ist die Abkürzung der englischen Bezeichnung "bovine spongioform encephalopathy", deutsch "bovine spongioforme Enzephalopathie", frei übersetzt als "schwammförmige Gehirnerkrankung bei Rindern".

 

Ursache

Hervorgerufen wird BSE aller Wahrscheinlichkeit nach durch sogenannte "Prionen".

Prionen haben folgende Eigenschaften, die für die Übertragbarkeit und Bekämpfung von BSE bedeutsam sind:

 

 

Man geht heute davon aus, daß Prionen aus bestimmten, im Körper natürlich vorkommenden Eiweißen entstehen. Als "Initialzündung" wirkt dabei ein in seiner Struktur verändertes Protein, das bewirkt, daß sich weitere "normale" Proteinmoleküle zu einem "Prionen-Protein" umwandeln. Dieses "Prionen-Protein" führt zur Umwandlung weiterer "normaler" Proteine zu "Prionen-Proteinen". Die Umwandlung ist nicht mehr umkehrbar. Das Prionen-Protein führt im Hirngewebe zu einer schwammartigen Veränderung, eben der "spongiformen Enzephalopathie", die wegen des Untergangs der betroffenen Nervenzellen innerhalb weniger Monate zum Tod führen.

 

Krankheitszeichen

Die Symptome (Krankheitszeichen) der BSE sind: psychische Auffälligkeiten, die in eine schnell fortschreitende Demenz (= Abbau der Gehirnleistung) übergehen, sowie Ataxien (Koordinationsstörungen) und Muskelzuckungen.

 

Übertragung

Die Möglichkeit der Übertragung von Prionen / BSE vom Tier auf den Menschen ist, nicht zuletzt durch das Auftreten von BSE-ähnlichen Erkrankungen beim Menschen, sehr wahrscheinlich.

Bei Schafen ist die Erkrankung unter der Bezeichnung "Scrapie" schon seit 200 Jahren bekannt. Die Erkrankung kann, auf andere Schafe, aber auch auf andere Tierarten übertragen werden (Ziegen, Hamster und Mäuse). Die Übertragung auf Hauskatzen und verschiedene Zootiere durch Verfütterung von kontaminiertem Futter gilt als erwiesen. Auch das legt die Vermutung nahe, daß der Mensch durch Nahrungsmittel angesteckt werden kann.

Die Krankheit "Kuru" ist eine schon lange bekannte Erkrankung bei bestimmten kannibalischen Völkern, die sich im Nachhinein als Prionen-Erkrankung herausgestellt hat und durch das Verspeisen von menschlichem Gehirngewebe hervorgerufen wurde. Durch die Abschaffung solcher Stammesriten wurde die Erkrankung eingedämmt.

Eine seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts beschriebene Prionen-Erkrankung ist die "Creutzfeldt-Jacob-Krankheit (CJK)". Sie tritt teilweise spontan, d.h. ohne erkennbare Ursache, teils familiär dominant vererbbar in sehr seltenen (< 1:1 Mio.) Fällen auf. Die Erkrankung wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Trotzdem ist dies prinzipiell durch Organtransplantationen, z.B. Augenhornhaut, möglich.

 

Die Ursache des plötzlichen Auftretens von BSE wird in der Verfütterung von unzureichend sterilisiertem Tierfutter vermutet. Durch eine gesetzliche Lockerung wurde in England die Herstellung von Tiermehl aus Tierkadavern erlaubt, die mit niedrigeren Temperaturen als zuvor vorgeschrieben, sterilisiert wurden. Es wird angenommen, daß mit diesen Tiermehlprodukten infektionsfähige Prionen auf dem Nahrungsweg auf Rinder - möglicherweise aber auch andere Tiere - übertragen wurde.

In Tierexperimenten ist es gelungen, Schweine durch direkte Injektionen zu infizieren, nicht jedoch durch die Verfütterung infektiöser Nahrungsmittel. Trotzdem halte ich die Möglichkeit der Übertragung auf weitere Nutztiere, z.B. auf Schweine, in keiner Weise für ausgeschlossen !

Grundsätzlich kann auch die Übertragung auf Haustiere, z.B. durch Schlachtabfälle oder Dosenfutter nicht ausgeschlossen werden.

Weiteres siehe unter "Fragen und Antworten"

 

Verhütung

Aus den o.g. Eigenschaften der Prionen und des Übertragungsweges ergeben sich auch die Möglichkeiten der Verhütung: das Vermeiden des Verspeisens kontaminierter Lebensmittel.

Dazu gehören vor allem Gehirn und innere Organe von befallenen Rindern. Reines Muskelfleisch gilt als weniger gefährlich. Grundsätzlich möglich ist jedoch die Kontamination (Verseuchung) von Muskelfleisch durch die Schlachtmethode, wenn Gehirn- und Rückenmarksgewebe, evtl. auch nur in Spuren, an das Muskelfleisch gelangen. Von Seiten des Verbrauchers ist solch eine Kontamination jedoch nicht zu erkennen. Staatliche Untersuchungsämter können, zum heutigen Stand, solche Verunreinigungen des Gewebes erkennen, wegen der geringen Mengen aber nicht die Prionen selbst nachweisen.

Der Erregernachweis ist (bisher) nur am geschlachteten Tier möglich. Empfindlichere Methoden werden jedoch in Kürze auf dem Markt erscheinen.

Ein Fehlen nachgewiesener BSE-Erkrankungen ist kein absoluter Beweis für die BSE-Freiheit eines Rinderbestandes, wie das Auftreten von BSE in Deutschland beweist. Zum Einen liegt das in der Einführung von Untersuchungen auf BSE an sich, zum Anderen in der Tatsache, daß BSE mit den bisherigen Methoden erst ab etwa dem 24. Lebensmonat des (getöteten) Rindes nachweisbar ist.

Kochen allein zerstört die Erreger von BSE auf keinen Fall !!!

Desinfektionsmittel sind ebenfalls unwirksam !

 

Therapie

Eine ursächliche Therapie der BSE oder anderer Prionenerkrankungen ist nach heutigem Stand weder beim Tier, noch beim Menschen möglich.


 

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Letzte Bearbeitung: 22.08.2006

Diese Homepage wurde erstellt von Dr. med. P. Kuntz

e-mail: infekt(...ät...)dr-kuntz.de